3SERIE
TONSTUDIOS
Z u sam m en w irk en v o n W e rk und In te r-
p reten a u f der ein en Seite und gew issen-
haft gew ähltem A u fnah m eort und M ik ro -
phonieru ng au f der anderen m ach t für ihn
die K u n st aus. D en rich tig e n O rt zu fin -
d en ist eine klein e W issen sch aft fü r sich ,
d o ch die V ielzah l an g eeign eten K irch en
und K apellen in N orw egen erm öglicht ein
b reites Sp ektru m , und ih m ist w ich tig zu
erw ähnen, dass der R au m m ind esten s die
halbe M iete fü r eine gute A u fn ah m e ist.
L in d b e rg b e to n t m e h rfa c h , d ass s e i-
n er E rfah ru n g n a ch das M u sik p u b lik u m
k e in In te re sse m e h r a n d er C D h a b e ,
au ch w en n M u sik e r u n d K o m p o n iste n
dies w e iterh in g lau b ten ; V in y l dagegen
sei w ied er m e h r gefragt. A lle 2 L -A lb e n
e rsch ein en (au ch ) als M u ltik an alau fn ah -
m en , selbst w enn es sich um ein So lo -P ia-
n o -Ja z z a lb u m h a n d elt. D e rz e it sie h t er
sich n o c h gezw ungen, die D isk u ssio n zu
fü h ren , ob der B lu -ra y -D isc eine S A C D
b eilieg t od er n ich t. M eh r und m eh r v er-
z ich te t er d a ra u f - aus K o ste n g rü n d en
Drei Highlights aus dem
2L-Programm:
TrondheimSolistene:
„Souvenir"
Detailreiche Referenz: Wenig
bekannte Streicherwerke von
Nielsen und Tschaikowsky in
ungewöhnlicher Positionie-
rung der Instrumente.
Eivind Buene: „Possible Cities /
Essential Landscapes
"
Das Ensemble Cikada interpre-
tiert innovativ das phantasie-
volle Werk des norwegischen
Komponisten.
Marianne B. Kielland &
Sergej Osadchuk: „Come
Away Death"
Außergewöhnliche Kom-
bination klassischer und
zeitgenössischer Lieder für
Mezzosopran zum Thema Tod.
Intensiv und poetisch.
und w eil es n ich t m eh r gesch ätzt w ürde.
D o w n lo a d s u n d S tre a m in g b ie te n d en
K äu fern m ittlerw eile die gleiche, teils
eine bessere Q ualität.
U n d L in d b erg ist au ch k e in K ri-
tik er v o n k o m p rim ie rte n D a te n fo r-
m aten und S tream in g -Q u alität. Eine
h o c h q u a lita tiv e M u sik p ro d u k tio n
sch e in e au ch in sta rk k o m p rim ie r-
ten D aten d urch. W e n n die K u n d en
m it M P 3 zu fried en seien, m ö ch te er
das nicht verurteilen, denn es sei nicht
an ih m , d en M u sik h ö re r zu b e v o r-
m u n d en . D er n ä ch ste M u sikfreu n d
zahlt schließlich gerne drei m al so viel
fü r die H iR es-D aten , w enn ih m die
Q u alität w ich tig ist. L in d b erg w ählt
das T o n trä g e rfo rm a t n ic h t zu letzt
in A b sp rach e m it sein en K ü n stlern ,
generell v ersu ch t er, so viel wie m ö g -
lich anzubieten. D och w as das Form at
der Z ukunft sein w ird, das w eiß auch
der allw issende L indberg nicht.
Ingo J. Biermann
n
Dem Publikum etwas Besonderes bieten
/ /
Noch im Tonmeisterstudium nahm Morten Lindberg
1992 einen 45-teiligen Grieg-Zyklus auf - jede Wo-
che ein Album, das war die beste Schule. Seine im
Anschluss gegründete Firma Lindberg Lyd besteht
heute aus drei gleichberechtigten Produzentenpart-
nern und der Toningenieurin Beatrice Johannessen
(rechts im Bild).
Wie schwierig ist es, Eure ambitionierten
Produktionen über das norwegische För-
dersystem zu finanzieren?
Anders als die Major-Labels heuern wir kei-
ne Musiker und Komponisten an, sondern
sind der Meinung, dass die Ergebnisse am
besten werden, wenn jeder Mitwirkende
Eigentümerschaft am Projekt hat. Dennoch
sind wir immer gezwungen, auch kommer-
ziell zu denken. Ein großer Teil unserer Arbeit
besteht daher darin, Nischenmärkte auf der
ganzen Welt zu eruieren und unser Publikum
zu erhalten. Wir müssen ihnen etwas Beson-
deres bieten, damit sie unsere Musik kaufen.
Erfahrt Ihr als Label und Studio Nachteile
durch den Wechsel von physischen zu
digitalen Produkten?
Da unser Label den fortschrittlichen Tonträ-
gerformen sehr viel Aufmerksamkeit widmet,
konnten wir in den vergangenen fünf Jahren
ein Wachstum sowohl bei digitalen als auch
bei physischen Produkten verbuchen. Wir ma-
chen keine Durchschnittsware: Es gibt aus un-
serer Sicht keinerlei Grund mehr, heute eine CD
zu veröffentlichen. Da müsste man schon ein
spektakuläres Produkt haben. Vinyl dagegen
ist mittlerweile wieder ein Grund, physische
Tonträger zu produzieren. Und dann ist natür-
lich Pure Audio Blu-ray ein wachsender Markt,
den wir von Anfang an mitgeprägt haben.
Verkauft Ihr genügend von diesen Tonträgern?
Es ist eine Mischkalkulation. Aber das Format
ist letztlich nur eine Komponente, es kommt
auf die Musik an. Von manchen Blu-rays ha-
ben wir 20.000 bis 50.000 Exemplare verkauft.
Mit CDs wäre das nie möglich gewesen, denn
dieser Markt ist vollkommen tot. Wir sehen
ganz klar, dass wir mit Pure Audio Blu-ray ein
weitaus größeres Publikum erreichen kön-
nen, denn hier geht es um den Home-Enter-
tainment-Markt, der viel größer ist als das
SACD- und HiFi-Segment. In Deutschland
kauft man noch CDs, aber zum allergrößten
Teil stellen Streaming und iTunes den Markt
zufrieden.
Aber der Markt für Pure Audio Blu-ray ist doch
auch ein recht exklusiver.
Nein. Er ist riesig. Und es ist der am schnells-
ten wachsende Markt auf der Welt. Klar, der
Home-Entertainment-Markt schließt auch Fa-
milien mit ein, die PlayStation und Heimkino
über Blu-ray nutzen. Doch derjenige in der
Familie, der sich für Musik interessiert, in-
vestiert dann eben noch ein bisschen Geld
in die Tontechnik der Anlage. Das betrifft
vor allem den US-Markt, wo wir derzeit
das Gros unserer Pure Audio Blu-rays ab-
setzen. Dort zahlt niemand mehr als acht,
neun Dollar für eine CD, aber für eine Blu-
ray 28 Dollar. Frag mal kleine Jazzlabels: Vor
zehn Jahren verkaufte ein Album noch 1000
CDs, heute sind es weniger als 100. LPs und
Downloads laufen dagegen gut. Also warum
produzieren die noch CDs?
Ist der digitale Vertrieb für Euch ein
Gewinn?
Ich muss eingestehen, dass wir als Label
mit Streaming keinerlei Geld verdienen. Da
geht es in erster Linie um die Verfügbarkeit
der Musik und um Navigation. Um Geld zu
verdienen und so weiter Musik produzieren
zu können, müssen wir also Produkte anbie-
ten, für die die Leute etwas zu zahlen bereit
sind - nachdem sie auf Streaming-Diensten
navigiert haben -, und das sind HiRes-Audio
-Files und Blu-ray. Zum Thema Datenklau
mussten wir einfach sagen: Wenn jemand
unsere Musik illegal vervielfältigen will,
können wir dagegen nichts ausrichten.
Aber wenn wir alles für uns behalten, wird
uns das erst recht ruinieren. Es ist also un-
ser Job, ein musikalisches und klangliches
Erlebnis auf jeder möglichen Plattform an-
zubieten; und nicht, dem Musikhörer vorzu-
schreiben, in welcher Form er Musik hören
soll. Wir bieten die Musik, und du darfst
wählen.
22 STEREO 2/2015
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